Währnd des
Bitcoin Bull Runs 2017 waren
ICOs voll im Trend.
Sie wurden so populär, dass
eine Studie in den Finance Research Letters 1.258 Krypto-
Whitepapers analysierte, um Muster zu identifizieren. Laut der Studie
korrelierten Länge und Komplexität eines Whitepapers mit dem Erfolg des ICOs - je länger und komplexer das Whitepaper, desto mehr Geld sammelte die Coin ein.
Diese beiden Whitepaper-bezogenen Fähigkeiten sind für Krypto-Investoren von entscheidender Bedeutung, um gute Anlageentscheidungen zu treffen:
- Man sollte wissen, wie man ein Whitepaper liest
- Man sollte gute Whitepapers von schlechten unterscheiden können
Deshalb hat CoinMarketCap Academy einen umfassenden Leitfaden für Krypto-Whitepapers zusammengestellt. In diesem kannst du Folgendes lernen:
- Wie man die Ziele eines Whitepapers ermittelt
- Die Struktur, der die meisten Whitepapers folgen
- Wie sich Whitepapers voneinander unterscheiden
- Was man wissen sollte, um ein Whitepaper zu verstehen
- Warum Whitepapers immer weniger beliebt werden
- Die häufigsten Warnsignale in Whitepapers
Nachdem du diesen Leitfaden gelesen hast, kannst du leicht informative und nutzlose Whitepapers identifizieren.
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Der Begriff White Paper (oder Whitepaper,
beide Schreibweisen sind zulässig)
hat seinen Ursprung in der Politik. Das erste Whitepaper, das es jemals gab, war das Churchill
White Paper von 1922, das eine politische Idee einführte, bevor sie zum Gesetz wurde. Während Politiker sie als Versuchsballons verwendeten, nutzte man Whitepapers in den 1990er Jahren auch
sehr häufig in den Bereichen Marketing und Vertrieb. Sie wurden zu einem Instrument, um Produkte zu bewerben und Interessenten anzulocken.
Krypto-Whitepapers funktionieren genauso.
Je nach Zielgruppe können Krypto-Whitepapers jedoch unterschiedliche Ziele verfolgen. Das
Bitcoin-Whitepaper wurde beispielsweise geschrieben,
um Leute darüber zu informieren , dass es einen technologischen Durchbruch gab: Geld ohne
Vermittler von einer Partei an eine andere zu senden. Die meisten modernen Whitepapers werden geschrieben, um das Projekt
zu vermarkten oder um für dieses
Spenden zu sammeln (diese sind oft synonym).
Als Faustregel gilt: Je einfacher der Inhalt eines Whitepapers und je bunter sein Design, desto marketingorientierter ist es—je akademischer sein Ton und Stil, desto informativer und technischer ist das Whitepaper.
Whitepaper von Bitcoin vs. Whitepaper von Enjincoin - erkennst du den Unterschied?
Die meisten modernen Whitepapers folgen einem gemeinsamen Muster. Ihr Rückgrat besteht aus den folgenden Abschnitten (nicht unbedingt in dieser Reihenfolge):
- Die Argumentation hinter dem Projekt
- Sein Nutzwert und Anwendungsfall.
- Die Blockchain-Architektur dahinter.
- Die Token-Verteilung und der Nutzwert des Tokens.
- Eine Roadmap.
- Das Team.
Wir schauen uns einen Punkt nach dem anderen an.
Die Argumentation hinter dem Projekt
In diesem Abschnitt des Whitepapers wird
ein Problem vorgestellt, das das Projekt lösen möchte. Alternativ zeichnet es ein Bild davon, wie die Dinge im Moment gehandhabt werden, und bereitet den Weg für seine Lösung als „Game Changer“ (bahnbrechende Neuerung). Schau dir den ersten Satz im Whitepaper von
Stellar an:
Stellar ist eine Kryptowährung, die eine Alternative zu herkömmlichen Zahlungssystemen bietet. Der erste Satz befasst sich sofort mit dem Problem:
„Die Finanzinfrastruktur ist derzeit ein Durcheinander an geschlossenen Systemen.“
Stellar fährt dann damit fort, sein Produkt als Lösung dafür vorzustellen. Die Länge dieses Abschnitts variiert von Whitepaper zu Whitepaper. Einige entscheiden sich dafür, das Problem im Detail zu beschreiben. Andere gehen nur kurz darauf ein und erläutern stattdessen das Wertversprechen der Kryptowährung näher.
Der Nutzwert und der Anwendungsfall
Im nächsten Abschnitt wird die Lösung des Problems vorgestellt. Dies kann alles im Bereich Blockchain umfassen:
- Eine neue Blockchain, die die Schwächen älterer Chains verbessert.
- Ein DeFi-Protokoll, das etwas besser macht als seine zahlreichen Vorgänger.
- Ein Blockchain-Spiel, mit dem Spieler spielinterne Vermögenswerte besitzen können.
- Ein Projekt, das Blockchain-Infrastruktur wie Oracles bereitstellt.
In diesem Abschnitt erläutert das Whitepaper, wie sich das Projekt von potenziellen Mitbewerbern unterscheidet, welche Innovationen es einführt, wie es verwendet wird und warum wir es überhaupt benötigen. Es ist im Allgemeinen der „gehaltreiche Teil“ des Whitepapers und eine einfache Möglichkeit, ein gutes Paper von einem schlechten zu unterscheiden.
Ein
gutes Beispiel ist das Whitepaper von
Presearch. Presearch, eine dezentrale Suchmaschine, erklärt ausführlich, wie es zentralisierte Suchmaschinen wie Google herausfordern will und warum dies notwendig ist. Außerdem werden wichtige Herausforderungen und die Art und Weise, wie die Community mitwirken kann, beschrieben.
Eines der unzähligen Beispiele für ein
schlechtes Whitepaper ist
Golden Ball. Es verspricht, ein Blockchain-basiertes Gambling-Projekt zu sein. Das Whitepaper liefert jedoch fast keine nützlichen Informationen darüber, was das Projekt genau machen will und wie es funktionieren soll. Insbesondere
Memecoins und Get-Rich-Quick-Projekte (Projekte, die schnellen Reichtum versprechen) haben fast immer schlechte Whitepapers ohne Projektnutzen.
Die Blockchain-Architektur dahinter
Wenn es sich bei dem Produkt um eine Blockchain handelt,
erklärt ein gutes Whitepaper, wie die Blockchain funktioniert und wie sie sich von ihren Mitbewerbern unterscheidet. Es beschreibt den
Konsensmechanismus und den Wettbewerbsvorteil der Chain. Ob es sich um eine
DApp oder ein Blockchain-Spiel handelt, das Whitepaper sollte immer
erklären, auf welcher Chain das Projekt läuft und warum das Team diese bestimmte Chain ausgewählt hat. Es sollte auch darstellen, ob das Projekt über
Off-Chain-Rechenleistung verfügt oder innovative Technologien einführt.
Ein
gutes Beispiel ist
Verasity, eine Analyseplattform für Videomarketing. Obwohl das Projekt nicht auf Blockchain basiert, erklärt das Whitepaper detailliert, wie die Technologie von Verasity einen Mehrwert für seine Token-Inhaber schafft.
Die Token-Verteilung und der Nutzwert des Tokens
Dies ist ein wichtiger Teil des Whitepapers und eine weitere Möglichkeit, die Spreu vom Weizen zu trennen. Ein gutes Whitepaper erklärt transparent, wie die Tokens zugewiesen werden, wie die Sperrfristen der Tokens aussehen und zu welchem Preis die privaten Verkäufe getätigt wurden. Ein schlechtes Whitepaper überspringt einige oder alle diese Informationen. Das Whitepaper sollte auch erklären, was der Nutzen des Tokens ist und ob es Mechanismen gibt, die sein Wachstum begrenzen oder sogar ausgegebene Tokens verbrennen.
Ob absichtlich oder nicht, selbst große Blockchain-Projekte liefern oft nur sehr wenige Details zu ihren Tokenomics. Da die Token-Verteilung der Schlüssel zum zukünftigen Erfolg eines Tokens ist (oft mehr als sein Nutzen), sollte man genau beobachten, wie detailliert dieser Abschnitt ist. Die meisten modernen Whitepapers verstehen, dass Anleger die Token-Verteilung kennenlernen möchten, und bieten einen Abschnitt dazu an.
Enjin bietet einen anständigen Abschnitt zu seinen
Tokenomics:
Eine Roadmap
Fast alle Whitepapers bieten irgendeine Form einer Roadmap. Die guten gehen ins Detail und haben realistische Ziele, die den Nutzen des Projekts erhöhen. Schlechte Whitepapers listen Punkte wie Börsennotierungen, Marketingkampagnen und Updates der Webseite auf. Diese können zwar ein Projekt vorantreiben, lassen aber auch Zweifel aufkommen, in wie weit das Team wirklich an einer langfristigen Entwicklung interessiert ist. Ein ganz schlechtes Whitepaper bietet vage oder gar keine Ziele in seiner Roadmap.
Ein
Beispiel für eine schlechte Roadmap ist das berüchtigte
Pi Network. Die „Roadmap“ besteht aus drei träge verfassten Absätzen, die keine wesentlichen Informationen über die Zukunft des Projekts liefern.
Das Team
Zuletzt sollte das Whitepaper einige Informationen über das Team enthalten. Naja, Bitcoin wurde von dem pseudonymen
Satoshi Nakamoto erfunden, der auch keine Informationen über sich selbst lieferte. Bitcoin ist jedoch die Ausnahme von der Regel. Du solltest
nach Informationen über die Personen suchen, die hinter dem Projekt stehen, unabhängig davon, ob sie anonym sind oder nicht. Selbst anonyme Entwickler können Vertrauen schaffen, indem sie einige Informationen über ihren Hintergrund bereitstellen. Wenn es nur sehr wenige oder gar keine Informationen darüber gibt, wer einen Token erstellt hat, erhöht sich im Allgemeinen das Risiko.
Nachdem du einige Whitepapers gelesen hast, wirst du gängige Muster identifizieren können. Sehr grob gesagt können wir zwischen drei Arten von Whitepapers unterscheiden:
- Die akademischen: Beispiele sind Bitcoin, Ethereum und Solana.
- Die Marketing-Papers: Die meisten DApps haben heutzutage Papers, die sich stark aufs Marketing konzentrieren.
- Der Müll: So ziemlich alle Shitcoins und überstürzten Projekte fallen in diese Kategorie.
Wie ein Whitepaper aussieht,
hängt von seinem Ziel und seiner Zielgruppe ab. Das Bitcoin-Whitepaper wurde nicht zu Investitionszwecken veröffentlicht. Es beschrieb eine Revolution in Kryptographie und Peer-to-Peer-Zahlungen und wurde daher für eine winzige Zielgruppe geschrieben. Ethereum, Solana und viele andere
Layer-One-Blockchain-Papers wurden für Entwickler geschrieben, nicht für Investoren.
Andererseits zielen Whitepapers heutzutage häufig darauf ab, Investoren anzuziehen, sowohl individuelle Anleger als auch
Risikokapitalgeber. Daher sind sie bekömmlicher und leichter geworden. Viele Projekte veröffentlichen nicht einmal spezielle Whitepapers, sondern verfügen über eine besondere Projektdokumentation.
Der Unterschied liegt im Ton und Inhalt. Moderne Whitepapers gehen mehr auf die Marktstrategien und weniger auf die Technologie hinter dem Projekt ein. Der Ton ist verkaufsorientierter und weniger akademisch geworden. Sie unterscheiden sich auch in Bezug auf den Stil. Sie sind oft Präsentationen oder enthalten zumindest farbige Elemente und Diagramme. Viele ältere Whitepapers sind wie akademische Artikel aufgebaut.
Schließlich unterscheiden sich Whitepapers in ihrer Informationsdichte. Sowohl wissenschaftliche als auch marketingorientierte Papers können viele Informationen enthalten. Ein schlechtes Whitepaper liefert dem Leser jedoch immer weniger Informationen über das Projekt als ein gutes. Wenn du die Dokumentation eines Projekts gelesen und noch immer Fragen hast, bedeutet das, dass das Whitepaper schlechte Arbeit geleistet hat.
Moderne Whitepapers können sogar von Blockchain-Unkundigen gelesen werden. Krypto-Unternehmen wissen, dass Anleger nicht unbedingt wissen (oder wissen wollen), wie Blockchains funktionieren. Sie interessieren sich für potenzielle Renditen und Gewinne und ob ein Projekt einen interessanten Anwendungsfall hat, daher konzentrieren sich Whitepapers darauf.
Deshalb
benötigst du nur rudimentäres Wissen über die Funktionsweise von Kryptowährungen. Ein guter Ausgangspunkt ist unser
Intro zu Bitcoin und
Intro zu Ethereum. Wenn du tiefer in die Welt von Krypto eintauchen möchtest, sind das
Bitcoin-Whitepaper und das
Ethereum-Whitepaper eine unverzichtbare Lektüre.
Wenn du bereits einige Whitepapers gelesen hast, hast du bestimmt festgestellt, dass viele Projekte keine speziellen Whitepaper-PDFs mehr veröffentlichen. Stattdessen veröffentlichen und aktualisieren Teams ihre Projektinformationen in
Gitbook-Silos. Eine weitere
Tipp zur Identifizierung eines guten Whitepapers: Es ist ein gutes Zeichen, wenn ein Team seine GitBook-Dokumentation oft und gründlich aktualisiert.
Litepapers sind die schlanke Version von Whitepapers. Da viele Whitepapers früher schwer zu lesen und für Investoren uninteressant waren, begannen Blockchain-Projekte damit, Litepapers zu veröffentlichen. Sie enthalten „leichtere“ und anlegerfreundlichere Informationen im Vergleich zu akademisch klingenden Whitepapers. Mit dem Aufkommen von Gitbook als bevorzugte Lösung für die Dokumentation sind auch Litepapers mittlerweile weniger verbreitet. Dennoch nutzen einige Projekte sie weiterhin für Investoren.
Polkadots Whitepaper versus Polkadots Litepaper
Abschließend solltest du die offensichtlichsten Warnsignale eines schlechten Whitepapers kennen. Wenn dir einige der folgenden Punkte bekannt vorkommen, ist es an der Zeit, deine Anlageentscheidung zu überdenken:
Tippfehler und schlechte Sprachkenntnisse
Einige Whitepapers werden nicht von und für englische Muttersprachlern geschrieben. Dennoch sollte ein kompetentes Team zumindest in der Lage sein, einen Muttersprachler als Lektor einzustellen.
Unklarheit
Viele schlechte Whitepapers machen vage Behauptungen wie „den Zahlungsverkehr zu revolutionieren“ oder „Teil der
Web3-Bewegung zu sein“. Wenn ein Projekt nicht genau erklären kann, was es tut, streut es dir wahrscheinlich Sand in die Augen.
Zu grandiose Versprechungen
Wenn ein Projekt verspricht, den gesamten Blockchain-Raum zu verbessern und „der nächste Bitcoin“ zu werden, sei bitte vorsichtig! Krypto-Unternehmen sind Experten darin, viel zu versprechen und wenig zu liefern. Erwarte daher, dass unrealistische Versprechen ein Marketingtrick sind.
Abschnitte werden ausgelassen oder enthalten keine nützlichen Informationen
Die Faustregel lautet: mehr Info = besser. Wenn ein Projekt nicht genügend Informationen bereitstellt, ist es sehr spekulativ und sollte dementsprechend gehandhabt werden.
Das Whitepaper ist irgendwo versteckt
Heutzutage haben die meisten Projekte einen Link zur Dokumentation auf der Webseite. Wenn du nach anständigen Informationen suchen musst, ist dies wahrscheinlich ein Zeichen dafür, dass das Team nicht möchte, dass du sie findest.
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